Denkmaltag 2018
© Kirchengemeinde Bohnsdorf-Grünau, Reihersteg 36-38, 12526 Berlin, Ursula und Klaus Steinike Beitrag zum Tag des Denkmals 2018 „Entdecken, was uns verbindet"
Altar der Ev. Friedenskirche Berlin-Grünau und Wilhelm Sagebiel mit seinen Werken
Bauzeit der Kirche Die Friedenskirche zählt zu den Ende des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Kirchenbaupolitik Kaiser Wilhelms II. entstandenen Berliner Kirchen. Sie wurde 1904-06 von Ludwig von Tiedemann (Architekt) und Wilhelm Walther (Bauleiter Innenausbau) im neoromanisch-märkischen Stil erbaut. Die Fassade besteht aus Nesselberg-Sandstein und roten Ziegeln. Die Wandmalereien entwarf F. W. Mayer, Mitinhaber der Firma F. W. Mayer und Weber, Berlin Wilmersdorf, in Abstimmung mit Wilhelm Walther nach mittelalterlichen Vorlagen. Die Wandmalereien, der Altar von Wilhelm Sagebiel und die Kanzel von Gustav Kuntzsch stammen aus der Entstehungszeit der Kirche und sind noch vorhanden.
Das Leben von Wilhelm Sagebiel Ludwig Wilhelm Moritz Sagebiel wurde am 9. 12. 1855 in Latferde bei Hameln als Sohn des Drechslermeisters Wilhelm Sagebiel und seiner Ehefrau, geb. Laub aus Bodenwerder, geboren. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in Bodenwerder. W. Sagebiel besuchte in dieser Stadt die fünfklassige Bürgerschule, die er mit der Konfirmation am 10. April 1870 beendete. Er erlernte von 1870 - 1872 die Drechslerei bei seinem Vater und seinem Großvater. Nach Abschluss der Lehre arbeitete er von 1873 bis 1877 in verschiedensten Branchen des Holzverarbeitenden Handwerks. Kurzzeitig besuchte er 1874 eine Fachschule in Hannover. Durch einen Baumeister wurde er angeregt, für die romanische Kirche in Esperde bei Bodenwerder, die gerade saniert wurde, einen Christus in Holz zu schnitzen (1879). Er fand an der Art dieser Arbeit gefallen. Nach Lehr- und Wanderjahren ließ er sich 1883 als Meister in Braunschweig nieder, heiratete 1886 Mathilde Willenberg und gründete eine Familie. Von seinen 7 Kindern erlangte sein Sohn Ernst (1892 - 1970) eine besondere Bedeutung. Der Sohn Ernst entwickelte den Baustil der Luftwaffenmoderne und ist Architekt u. a. des Reichsluftfahrtministeriums Berlin, 1934-1935, heute Bundesfinanzministeriums sowie des Flughafens Tempelhof, 1935-1941. Wilhelm Sagebiel verstarb am 24. 3. 1940 hochgeehrt in Braunschweig. Zu Bodenwerder, wo das Haus seiner Familie steht, (00) bestanden immer gute Beziehungen und es gibt dort heute noch Menschen, die sich aus ihren Kindertagen an Wilhelm Sagebiel als Mensch erinnern können (H. Görsmann). (Die fettgedruckten Zahlen in runden Klammern geben die Nummern der Abbildungen an.)
Sein vielfältiges Schaffen Wilhelm Sagebiel führte zwischen 1879 - 1915 ein chronologisch geordnetes Verzeichnis seiner Werke (01). Das Werkverzeichnis beginnt mit den Arbeiten am Altar in Esperde. Das Verzeichnis wurde in seinem Auftrag am 17. 5. 1915 besprochen, ergänzt und beendet. Der Eintrag zum Altar der Grünauer Kirche (1906) ist offensichtlich zu dem späteren Zeitpunkt erfolgt. Nach dem Verzeichnis schuf er deutschlandweit für ca. 90 Kirchen vorwiegend liturgische Ausstattungen wie Kanzel und Altar, aber auch Patronatsgestühl und Orgelgehäuse. Etwa 30 Kunstwerke wurden davon näher betrachtet und die Kirchen besucht. Sein Hauptwerkstoff ist Eichenholz und Naturgestein (Sandstein, Marmor, Kalkstein) sowie die Kombination dieser Materialien. Die Fähigkeit, Holz und Gestein zu bearbeiten, hatte er bereits bei seinem Vater gelernt. Wilhelm Sagebiel sen. wurde in amtlichen Schriftstücken als „Marmordrechsler" bezeichnet. Wilhelm Sagebiel jun. belässt seine Werke in der Farbe des Werkstoffs, weist auch im Werkverzeichnis bzw. im Schriftverkehr darauf hin. In seinen Darstellungen verbindet Wilhelm Sagebiel Geschehnisse des Alten Testaments mit denen des Neuen Testaments. Zu den Hauptmotiven des Bildhauers zählen das Abendmahl, die Kreuzigungsgruppe, die Evangelisten und der seine Jungen fütternde Pelikan. Eingebettet sind seine Themen in Ornamentik und stilisierten Pflanzen wie Ähren und Trauben. Sagebiel wirkt eng zusammen mit bekannten Architekten und Baumeistern wie Hans Pfeifer, Bernhard Kühn, August Menken, Max Spitta, Franz Heinrich Schwechten. Gelobt werden von diesen seine meisterhaft ausgeführten Bildhauerarbeiten, seine figürlichen Darstellungen und seine ornamentalen Arbeiten. Er kann sehr treffend seine Werke in der vorgegebenen Stilrichtung anfertigen. Er zählt zu den Vertretern des Historismus. Wilhelm Sagebiel führt seine Arbeiten sowohl nach vorgelegten als auch nach eigenen Entwürfen aus. Im Werkverzeichnis wird z. T. darauf hingewiesen, dass der Entwurf von ihm stammt. W. Sagebiel arbeitet häufig für Kirchen, an denen der bekannte Maler des Historismus und der ebenfalls in Braunschweig lebende Adolf Quensen wirkt. Eine besonders hohe Ehre ist für Sagebiel die Auszeichnung mit einer Silbermedaille, die ihm zusammen mit Adolf Quensen von der Kaiserin Auguste Viktoria 1895 als Zeichen dankbarer Anerkennung übergeben wird. Die Medaille trägt auf der Vorderseite das Bildnis der Kaiserin und auf der Rückseite das Bild der Berliner Gnadenkirche. In Würdigung seiner Leistungen ernennt ihn der Regent von Braunschweig, Prinz Albrecht, 1895 zum herzoglichen Hofbildhauer. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass Sagebiel die Söhne des Prinzen Albrecht von 1885-1889 in den Fächern Bildhauerei, Tischlerei und Drechslerei unterrichtet.
Sein Hauptwerk und sein bestes Werk Nach Wilhelm Sagebiels eigenem Urteil ist der gotische Lettner in der Brüdernkirche in Braunschweig, von 1904 – 1906 geschaffen, 10 m breit und 15 m hoch, sein Hauptwerk. Den Entwurf für den Lettner fertigt er selbst an. Den krönenden Abschluss bildet die Kreuzigungsgruppe, als Basis dient ein Reliefbild, das das Abendmahl darstellt (02). Für sein bestes Werk hält er den 1911 geschaffenen Altarschmuck in Düshorn (zu Walsrode gehörend), das Abendmahl als zwei Meter breites Reliefbild aus Eichenholz, (03). Ein besonderes Kleinod stellt für ihn die Liebfrauenkapelle in Bodenwerder - Linse dar. Der schlicht gehaltene Altaraufsatz, (04), von Sagebiel gefertigt und 1897 zur Einweihung gestiftet, zeigt ein Bord mit einem Pelikan, der seine Jungen füttert, links das Α und rechts das Ω, auf dem Bord ein geschnitztes Kruzifix. Im Hintergrund des Altars der von Adolf Quensen gemalte Vorhang vom Jerusalemer Tempel.
Sein künstlerisches Schaffen in Berlin und Umgebung Die Werke Sagebiels in Berlin und Umgebung sind auf die Zeit zwischen 1892 und 1910 datiert. Die Zeit um 1900 erlebte durch den Bevölkerungszuwachs in Berlin und durch die Politik von Kaiser Wilhelm II. einen Aufschwung im Kirchenbau. Die Gotteshäuser wurden unter der Schirmherrschaft der Kaiserin Auguste Viktoria erbaut und befanden sich in unterschiedlich sozial strukturierten Bezirken wie z. B. die Stephanuskirche im Arbeiterbezirk Wedding, die Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche in einem gut bürgerlichen Teil Berlins und die Kirche von Grünau dagegen in einer Landgemeinde, die durch Wassersport und Industrie auf sich aufmerksam gemacht hatte. Die Kirchen sind im Geschmack der damaligen Zeit erbaut und waren innen reichhaltig ausgemalt. In einigen Fällen ist die Innenbemalung noch im Original vorhanden. Von den 13 ursprünglich im Werkverzeichnis genannten „Sagebiel"-Kirchen sind 12 als Bauwerk erhalten bzw. nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut worden. Die Kunstwerke von Wilhelm Sagebiel sind in 5 Kirchen vollständig (Immanuel-, Stephanus-, Friedenskirche Berlin - Grünau, Dorfkirche Gröben, Martin-Luther-Kirche Fürstenwalde-Süd) und aus 4 Kirchen (Gnaden-, St. Simeon-Kirche, St. Johannes-Basilika und Kirche am Südstern) teilweise erhalten. Eine genaue Auflistung aller Sagebiel-Kirchen in Berlin und Umland mit den Exponaten ist in der Tabelle der angegebenen Lit. 1 zu finden.
Kirchen in Berlin und Umland
1. Immanuelkirche Von W. Sagebiel (1892): Altarkreuz(05), Kanzel (06) und Orgelgehäuse
2. Gnadenkirche (im Zweiten Weltkrieg zur Ruine geworden und nicht wieder aufgebaut)
Von W. Sagebiel (1895): ein Altarkreuz (07) und 12 Apostel an der Lichterkrone. Die Gnadenkirche war in Berlin als Invalidendom bekannt. Von den Kunstwerken W. Sagebiels konnte das Altarkreuz nach einem Bombenangriff von der Diakonisse Schwester Gertrud gerettet werden und steht heute im Raum der Golgathakirche. Die Fotos (08) und (09) lassen den domartigen Bau der Gnadenkirche (Max Spitta) erahnen. Die Innenausmalung stammte von Adolf Quensen. Selbst 1963, fast 20 Jahre als Ruine, ist die Leuchtkraft der Farben noch erhalten.
2 a. Golgathakirche bewahrt das Altarkreuz aus der Gnadenkirche.
3. St. Johannes Basilika Von W. Sagebiel (1896): Orgelgehäuse und 4 Beichtstühle sind vorhanden. Beachtenswert ist die reiche figürliche und florale (Ähren und Trauben) Schnitzarbeit.
4. Kirche am Südstern Von W. Sagebiel (1896): Der im Werkverzeichnis sehr ausführlich beschriebene vergoldete Altar (Holz und Stein in Kombination) ist als solcher zu erkennen. Vorhanden sind aus Holz geschnitzte Teile. Aus einer breiten geschnitzten Zierleiste, die auch das Lamm zeigt, erhebt sich das Kreuz. Die Christusfigur wurde vor einigen Jahren aus Glaubensgründen (Christus ist auferstanden) entfernt, die Nägel der Kreuzigung sind noch zu sehen. Die knienden Engel und das übrige Zubehör fehlen.
Die St. Johannes Basilika als auch die Kirche am Südstern wurden als Garnisonkirchen der beiden Konfessionen auf dem Tempelhofer Feld vor den Toren Berlins in unmittelbarer Nachbarschaft erbaut und am gleichen Tag 1897 eingeweiht. Die St. Johannes Basilika ist seit 2005 Sitz des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr und beherbergt die Polnische Katholische Gemeinde und eine weitere aus Berlin. Die Kirche am Südstern ist eine evangelische Freikirche.
5. St. Simeon-Kirche Von W. Sagebiel (1897): Der ursprünglich hohe Altar aus Eichenholz bestimmte das Kircheninnere. In einem reich verzierten Rahmen ein Kruzifix mit Maria und Johannes daneben. Unter der Kreuzigungsgruppe war reliefartig das Abendmahl dargestellt. Im Februar 1945 wurde die Kirche durch einen Bombenangriff weitgehend zerstört, jedoch in veränderter Form wieder aufgebaut. Teile des Sagebiel Altars konnten gerettet werden. Ohne alle Verzierungen befindet sich heute die Kreuzigungsgruppe über dem Altartisch und bestimmt in schlichter Form wirkungsvoll den Altarraum (10).
6. Stephanuskirche Von W. Sagebiel (1903): Eine Kanzel aus Holz und Stein (Sandstein und Ziegel). Kanzelkorb mit Schalldeckel sind reich in Eichenholz geschnitzt. Eine zentrale Säule aus Ziegelsteinen trägt den Kanzelkorb. Der Unterbau der Kanzel besteht aus grazil mit Blattwerk und Engelköpfen behauenem Sandstein, (11), (12), (13).
7. Ev. Kirche Schönfeld Berlin Von W. Sagebiel (1905): Altar und Kanzel, diese Angaben wurden dem Werkverzeichnis entnommen. Vermutlich ist es die Ev. Kirche Schönfeld bei Berlin-Bernau. Die Ortsangaben waren bei W. Sagebiel oft nicht eindeutig. Für diese Kirche schuf W. Sagebiel Kanzel und Altar aus Stein und Holz, (14). An der Ausgestaltung der Kirche arbeitete auch Adolf Quensen. Das Foto fand sich in den Grünauer Gemeinde-Akten. Aus Recherchen folgt, dass der Altarraum in der Kirche Schönfeld im Zweiten Weltkrieg durch eine Kriegsbombe zerstört wurde. Weitere Unterlagen ließen sich nicht auffinden.
8. Friedenskirche Berlin - Grünau Von W. Sagebiel (1906): Altaraufsatz mit Kruzifix in Eichenholz geschnitzt (15, 16). Kruzifix-Sockel mit dem seine Jungen fütternden Pelikan, 17. Der Entwurf für den Altaraufsatz stammt von Wilhelm Walther, (18). Der Entwurf gibt W. Sagebiel Gestaltungsmöglichkeiten. In dem Brief, 19, wird im Auftrag vom Bildhauer W. Sagebiel Herrn Pfarrer Rochow die Lieferung des farblich nicht bearbeiteten Altaraufsatzes nach Grünau mitgeteilt. Am Altar sind die Evangelisten in Form ihrer Symbole dargestellt, (20). Der Altaraufsatz zeigt 3 Reliefs aus dem Leben Jesu: Geburt (21); Abendmahl mit zwei Davidsternen (22), Abendmahl im Kreis der Jünger mit dem Bildhauer (23), (24), das Abendmahlgeschirr (25); die Auferstehung (26).
9. Dorfkirche Gröben, Ludwigsfelde OT Gröben Von W. Sagebiel (1909/1910): Kleiner Altaraufsatz, ein Kruzifix in einem Rahmen, (27) und das Patronatsgestühl mit dem Pelikan, (28). Beide Werkstücke aus Eichenholz.
10. Martin - Luther - Kirche, Fürstenwalde-Süd Von W. Sagebiel (1910): der große Altar, (29), die Kanzel und der Taufstein in Eichenholz geschnitzt und unbemalt, (30). Der Altaraufsatz ist anschließend teilweise vergoldet worden. Bestimmend am Altar ist das Kruzifix in einer hohen Umrahmung mit einem fein geschnitzten Rankwerk, dem Weinstock mit Reben und Blättern und vollen Ähren. Den Abschluss des Kruzifixes bildet der Pelikan.
Kirchen aus dem Weserbergland, Ergänzungen
Lutherkirche Holzminden Von W. Sagebiel (1910): Altar und Kanzel sind nach eigenem Entwurf in Eichenholz geschnitzt. Auf dem Altaraufsatz (31) ist die Ablösung des alttestamentarischen Opferkultes (Abel (32), Melchisedek, Aaron, Isaak) durch den Kreuzestod Christi dargestellt (33). Die Kanzel ist mit einem Schalldeckel versehen, (34). Die Innenausmalung der Kirche stammt von Adolf Quensen.
Lutherkirche Harzburg Von W. Sagebiel (1903): Nach dem Werkverzeichnis fertigte W. Sagebiel für die Lutherkirche in Harzburg Kanzel und Altar aus Kalkstein an. Die Fotos (35) und (36) sind mit einem Sagebiel-Stempel (37) versehen, sie befinden sich ohne weitere Angaben im Archiv der Grünauer Gemeinde. Nach einem Google-Vergleich konnten die Fotos der Lutherkirche Bad Harzburg zugeordnet werden. Von W. Sagebiel stammt auch das Lutherrelief im Tympanon. Der Kalkstein kann als Elmkalkstein bei Königslutter präzisiert werden. W. Sagebiel arbeitete in Harzburg mit Adolf Quensen zusammen. Altar und Kanzel enthalten die typischen Sagebiel-Motive. Eine genaue Beschreibung ist auf der Homepage der Ev. Lutherkirche Bad Harzburg zu finden.
Petrikirche ( Kapelle) Halle (Westf.) Von W. Sagebiel (1879): das ist die erste Arbeit von W. Sagebiel auf dem Gebiet liturgischer Bildhauerei. Er hatte seine Lehr- und Wanderjahre beendet, aber seine Meisterprüfung noch nicht abgelegt. Er fertigte nach seinem Werkverzeichnis für eine Kirche in Halle bei Braunschweig Altar, Kanzel und Orgelgehäuse an, alle in Holz geschnitzt. Der Altar trägt einen holzgeschnitzten Aufsatz (38) mit einer zentralen Darstellung des Lammes (39) und mit zwei Engeln (40). Der Orgelprospekt (41) ist mit einem musizierenden Engel gekrönt. Die Kanzel (42) besteht aus dem Kanzelkorb, der Holzsäule und dem Schalldeckel. Auf dem Schalldeckel (43) befindet sich ein segnender Engel, im Schalldeckel eine zu Gott fliegende Taube. Die typischen Sagebiel Motive sind noch nicht herausgearbeitet.
Wie Wilhelm Sagebiel zur Grünauer Friedenskirche kommt Bis 2004 ist der Bildhauer des Altars in der Gemeinde Berlin-Grünau ein namenloser Handwerker aus Braunschweig. Schriftverkehr zwischen dem Bildhauer und der Grünauer Gemeinde (Pfarrer Carl Ludwig Rochow sowie Bauleiter Wilhelm Walther) ist aus der Zeit zwischen 1905 -1906 im Gemeindearchiv vorhanden. Die Höhe der Kosten für den Altar sind bekannt sowie der Geldgeber. Der Stifter ist Paul Schmidt, Grünauer Einwohner, Lokalpolitiker sowie Mitbegründer von Eichwalde. Ursprünglich, 1898, wird mit viel Mühe und finanziellem Aufwand durch den ersten Pfarrer in Grünau, Carl Ludwig Rochow, ein abzugebender Kanzel-Altar aus der Berliner Jerusalemgemeinde nach Grünau geholt. 1904 wird dieser Altar bei der Grundsteinlegung in den Urkunden lobend erwähnt. Der Kanzelaltar sollte in getrennten Einzelteilen von Kanzel und Altar in der Grünauer Kirche aufgebaut werden. Pf. Rochow und der Steinmetzmeister Paul Wimmel hatten sowohl über die inhaltliche Gestaltung als auch den finanziellen Aufwand beraten. Doch 1905 ist der Altar nicht mehr auffindbar. Da für Ende 1906 die Einweihung der Friedenskirche in Grünau geplant ist, müssen in kurzer Zeit Altar und Kanzel neu geschaffen werden. Aus den Unterlagen folgt, dass sich der Bauleiter Wilhelm Walther zunächst für den Bildhauer Gustav Kuntzsch, Wernigerode entscheidet. Die Aufträge erhalten aber dann 1905/1906 Wilhelm Sagebiel für den Altar und Gustav Kuntzsch für die Kanzel. In beiden Fällen handelt es sich um Holzschnitzarbeiten. Kanzel und Altar enthalten beide Reliefs aus dem Leben Jesu, die inhaltlich aufeinander abgestimmt sind. In den Unterlagen im Grünauer Kirchenarchiv befinden sich drei Fotografien von Kanzeln und Altären, die mit einem Wilhelm Sagebiel –Stempel versehen sind. Eine beschreibende Legende liegt nicht bei. Wie sich später herausstellte sind es Fotos von der Lutherkirche in Bad Harzburg (35), (36), (37) sowie von der Kirche in Schönfeld bei Berlin-Bernau, (14). Mit diesen Fotografien bewirbt sich W. Sagebiel offensichtlich in Grünau. In beiden Fällen bestehen die Kanzeln und Altäre weitestgehend aus Gestein und haben von daher eine Ähnlichkeit zum Kanzel-Altar aus der Jerusalemgemeinde, (44). Beschreibung des Kanzel-Altars aus der Jerusalemgemeinde: Ensemble aus französischen Kalkstein und Morley Sandstein der Berliner Steinmetz-Firma Wimmel & Co von1879. Die Jerusalemkirche erhielt 1898 einen Innen-Neubau und der genannte Kanzel-Altar war an Interessenten abzugeben. Erst nach der Einweihung der Friedenskirche im Dezember 1906 findet sich im Januar 1907 der ursprünglich geplante Kanzel-Altar aus Kalkstein und Sandstein in einem Grünauer Pferdestall wieder an. Seit 1908 stehen Teile des Kanzelaltars in der Kirche von Eichwalde, Lit. 02.
Quellen
Literatur
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Foto: Archiv Kirchengemeinde
27 Sagebiel Denkmal 2018
Dorfkirche Gröben
Altaraufsatz